Ok hier der erste Buch-Tipp der eigentlich kein Buch Tipp ist aber lest selbst.
Wir gehen als Kreatives-Dou an den Start. Wir wollen gemeinsam an diesem Blog arbeiten. Unsere Besucher sollen in eine Welt der Mystic entführt werden, die Spannung verspricht. Der Wille ist da und so werden auch Ergebnisse folgen!!
Sonntag, 22. Mai 2011
ARG
ARG bedeutet Alternativ Reality Game.
Es ist so etwas wie ein Rollenspiel, doch ein ARG geht über ganz Deutschland.
Ein Alternate Reality Game ist ein Spiel, das so tut, als wäre es keins. Du betrittst eine andere Welt, so wie Alice das Wunderland. Du erlebst eine Geschichte, die Dich fesselt wie noch keine zuvor.
Und nicht nur das: Du löst spannende Rätsel und meisterst knifflige Aufgaben. Du triffst neue Freunde an mysteriösen Orten und entdeckst dabei deine Fähigkeiten als Detektiv, Geheimagent oder Abenteurer. Erlebe dich neu. Erfinde dich neu!
Haben wir dein Interesse geweckt? Du willst beim nächsten Mal dabei sein? Dann registriere dich am besten gleich hier über unser Anmeldeformular. Sobald dann das nächste Abenteuer startet, wirst du davon erfahren.
Zur Zeit läuft ein Spiel namens "Wer ist der Regler?"
Dort geht es um Intrigen, Bandenkriege und Rätsel ohne Ende. ^^
Wenn ihr einsteigen wollte, dann schaut doch mal bei den Links vorbei
Dienstag, 17. Mai 2011
Kapitel 2
Erst einmal musste das Casting so veröffentlicht werden, dass viele kommen. Wir verteilten Flugblätter und starteten einen Werbespot.
Wir hatten nur einen Woche, denn mein Vater wollte einen schnellen Start des Projekts.
>Nun ist der Tag des Castings gekommen.<
An diesem Morgen brauche ich besonders lange im Bad. Ich will besonders gut aussehen, denn dieses Projekt ist die größte Aufgabe, die mein Vater mir bis jetzt anvertraut hat und trotz, dass es vielleicht andere Sachen gibt, die ich heute lieber gemacht hätte, als Leuten zuzuhören, die nicht singen können, will ich meinen Vater nicht enttäuschen. Also mache ich mich hübsch. Ich fahre mit dem Taxi zur Agentur und bin genau eine Stunde vor Beginn da.
Als ich in die Haupthalle komme bleibe ich wie angewurzelt stehen. Denn in der Vorhalle steht eine Masse Jungs.
Es sind mehr als ich erwartet hatte.
>Und die müssen alle angesehen oder eher angehört werden? Na toll!<
Ich bahne mir mühselig einen Weg zur Rezeption durch und spreche dort leise, sodass die Jungen in meiner Umgebung nicht mithören können, mit Kimberly.
„Hallo Kimberly, wir machen alles wie besprochen, aber lassen Sie die Leute hier schon in 15 Minuten in den Raum, ok?“
„Klar mach ich, Miss Grew.“ Sie scheint ziemlich nervös zu sein, denn ihre Stimme zittert ein klein wenig. Wir hatten noch nie so ein großes Casting.
Ich werfe ihr noch einen dankenden Blick zu und mache mich auf in Richtung einer großen doppelten Tür im westlichen Teil der Halle. Die Halle habe ich für das Casting zur Verfügung gestellt bekommen.
Vor ihr stehen zwei Schränke in Anzügen.
„Guten Morgen, Kay und Ryan.“, begrüße ich die beiden.
„Guten Morgen, Miss Grew“, antworten beide wie aus einem Mund.
„So ein Ansturm war nicht geplant, aber wir halten den Plan ein. Nur eine kleine Umänderung. Das Casting beginnt eine halbe Stunde eher. Wie besprochen werde ich dann das Zeichen geben. Ach ja und gebt noch dem Chef Bescheid.“
„Geht klar, Miss Grew“, erhalte ich als Antwort.
Damit geh ich an ihnen vorüber. Kay öffnet mir die Tür und schließt sie hinter mir wieder. Der Raum, den ich mir für das Casting ausgesucht habe, ist groß und geräumig, perfekt für so eine Menschenmenge. Von ihm gehen, abgesehen von der Eingangstür, noch zwei Türen ab. Die erste, welche gegenüber der Eingangstür liegt, führt in einen kleineren Raum. Dort wird die Jury nachher sitzen und sich jeden Einzelnen anhören. Die zweite Tür ist mit einem Fahrstuhl verbunden und rechts von mir.
Ich durchquere den Raum und setze mich in einen Sessel neben der Tür zur Jury. Neben dem Sessel steht ein für mich vorbereiteter Laptop, auf dem ich die Haupthalle und den Eingang zum Casting-Raum, über Sicherheitskameras, sehen kann.
>So jetzt heißt es warten.<
Aber ich muss nicht lange warten.
Da höre ich schon wie die große Tür geöffnet wird.
Hunderte von jungen Männern strömen in den Raum. Ich schaue kurz zur Tür, aber richte meinen Blick gleich wieder auf den Bildschirm des Laptops.
>Dort sehe ich ja auch alles.<
Natürlich bemerke ich die Blicke der Typen, die auf mir liegen, aber das stört mich nicht.
>Sie werden noch früh genug erfahren, wer ich bin.<
Es dauert nicht einmal eine Viertelstunde, bis alle Plätze im Raum voll sind.
Da ich das Casting vorverlegt habe, muss ich auf die Uhr schauen um den genauen Countdown zu wissen.
Die Uhr zeigt mir noch 20 Sekunden an.
>Mein Auftritt.<
Ich lächle und stehe auf.
„Schließt sofort den Raum!“, rufe ich über die Menge zu Kay und Ryan, als die 20 Sekunden vorbei sind.
Diese reagieren sofort und blitzschnell schließen sie mit einem Ruck die Doppeltür. Ein lautes Krachen ertönt, als sie ins Schloss fällt. Auf dem Laptop kann ich sehen, dass einige Teilnehmer, die den Raum gerade betreten wollten, verwirrt um sich schauen und sich gegenseitig fragen, was jetzt los ist.
>Was mache ich mit denen? Das sind echt viele. Ich dachte, es sind nur ein paar die draußen bleiben müssen. So 10, aber das sind wahrscheinlich mehr als 100!<
Die sollten eigentlich wieder nach Hause gehen. Um zu zeigen, dass Showbusiness extrem hart ist und das man nur mit Glück, Schnelligkeit und Ehrgeiz an die Spitze schaffen kann. Doch jetzt kommt mir ein doofes Gefühl bei dem Gedanken, so vielen keine Chance zu geben.
Plötzlich kommt mir die rettende Idee, was ich mit den Typen da draußen mache.
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich dann meinen Kopf hebe und mir die Anwesenden anschaue. Ich schätze, dass es ungefähr 400-500 Jungen sind.
Alle haben ihren Platz eingenommen und schauen mich erwartungsvoll an. Langsam durchdringt Stille den Raum. Alle Augen sind auf mich gerichtet.
„He, was soll das? Da waren noch welche draußen.“
Erstaunt suche ich nach dem, der das gerade gesagt hat und entdecke den Sprecher in der hintersten Reihe. Doch bevor ich ihm antworten kann, öffnet sich die Tür links von mir. Aus ihr treten drei Personen, an der Spitze mein Dad, wie immer im piekfeinen Anzug, danach folgen zwei ziemlich gutaussehende Typen. Der erste hat blonde Haare und blaue Augen. Seine Züge wirken weich und freundlich. Er hat leichte Grübchen und einen starken muskulösen Körperbau. Seine Brust ist von einem weißen, oben aufgeknöpften Hemd bedeckt und er trägt eine ausgewaschene Jeans. Sein Name ist Sven.
Der andere ist das genaue Gegenteil von Sven. Schwarze Haare umrahmen sein Gesicht und er hat große braune Augen. Seine Gesichtszüge sind scharf, was ihn immer ein wenig zu ernst aussehen lässt. Er ist genauso muskulös wie sein Partner, doch wirkt er immer ein wenig größer und auch sein Aussehen strahlt Größe und Respekt aus. Er trägt ein blaues Hemd und helle Jeans. Das ist Harry. Ein Raunen geht durch die Menge, als den Teilnehmen klar wird, dass sie `Sky and Hell` vor sich haben. Dass eine der größten Bänds des Landes nur wenige Meter von ihnen weg steht.
Alle kommen auf mich zu und stellen sich dann gegenüber von den Teilnehmern auf.
Mein Vater wendet sich nun an mich: „Du bist auch in der Jury. Also kannst du dich als Erste vorstellen.“
„Nein, Chef.“, sage ich höflich, „Ich werde mir draußen die anderen anhören.“
Kurz schaut mich mein Dad verwirrt an. Er versucht in meinen Augen zu lesen, gibt dies aber schnell auf. Er weiß das ich oft irgendwelche verrückten Einfälle habe, also nickt er mir einfach zu: „Ok, dann kannst du jetzt gehen. Aber handle gut.“
Vorsichtshalber gibt er mir noch eine Warnung mit, die heißen soll „Bau keinen Mist.“
„Danke, Chef“, sage ich und mache mich auf zur Eingangstür.
Aus dem Augenwinkel sehe ich noch wie Sven und Harry mir zuzwinkern und sich dann an die Jungs wenden.
Ich öffne die Tür und schlüpfe aus dem Raum in die Haupthalle.
Dort sehe ich kurz zu Kay und Ryan, die zu mir rüber schauen und bedeuten, dass es keine Probleme gegeben hat.
Ich sehe wie, um die 100 Typen, wieder Richtung Ausgang gehen wollen.
Schnell baue ich mich zu voller Größe auf, was ziemlich schwer ist bei meinen knapp Einssiebzig, und stütze meine Hände in die Hüfte.
„Wo habt ihr vor hinzugehen?“, sage ich mit lauter und voll überzeugender Stimme.
Alle Köpfe schießen zu mir. Und schon werde ich ein kleines bisschen nervös.
>Ich mag es nicht , wenn so viele Leute mich anstarren.<
Ich atme tief durch und sage mit fester Stimme: „Ihr wollt doch zum Casting, oder? Dann folgt mir.“
Damit drehe ich mich um und gehe zu einer braunen Tür. Während ich laufe, schreibe ich eine kurze SMS.
HI
Brauche deine Hilfe. Komm in Zimmer 06.
Dort Casting. Brauch dich für Jury.
Schnell
HDL
>Ich hoffe sie liest sie schnell.<
Hinter mir höre ich viele Schritte und weiß damit, dass mir gefolgt wird.
Ich öffne die Tür und drehe mich um. Vor mir stehen viele Jungs und alle starren mich mit erwartungsvollen Gesichtern an.
Ich zeige ihnen mit einer ausladenden Handbewegung, dass sie eintreten sollen. Danach betrete ich selbst, als letztes, den Raum und schließe die Tür hinter mir.
Der Raum ist gerade so groß, das alle hinein passen.
Ein großer Tisch steht an der einen Seite des Raumes. Ich geh auf diesen Tisch zu und setzte mich dahinter. Im selben Moment öffnet sich die Tür und eine Gestalt mit einem großen Sonnenhut tritt ein. Sie schließt die Tür und bleibt stehen.
„Hi“, sage ich mit einem breiten Grinsen zu der Gestalt.
„Hi“, antwortet auch diese keuchend und nimmt den Hut ab.
Damit geht ein Raunen durch die Reihen, denn dort steht Miako Taylor. Ihre langen braunen Haare fallen an ihren Schultern herunter. Aus grünen Augen funkelt sie mich an. Ihre fülligen Lippen sind zu einem leichten Lächeln verzogen.
Sie trägt ein grasgrünes, knielanges Kleid und hält den dazu passenden Sonnenhut in der Hand. Langsam und immer noch schwer atmend, kommt sie zum Tisch. Sie ist etwas kleiner als ich und die Zierde in Person. Deswegen beneide ich sie, obwohl sie immer behauptet, dass sie lieber einen so kurvenreichen, wie sie es beschreibt, Körper haben würde.
Als sie sich zu mir setzt wendet sie sich den anderen im Raum zu.
„Hallo, mein Name ist Miako Taylor, vielleicht kennen mich einige von euch.“ Ihre Stimme klingt extrem zuckersüß. Diese Stimme verwendet sie immer, wenn sie jemanden um den Finger wickeln will. Die einzige, die sie dabei übertreffen kann, bin ich selber.
„Und ich bin Kasavia Grew.“, füge ich genauso zuckersüß hinzu. „Wir sind für heute eure Jury und werden euer gesangliches Talent bewerten.“
Verwirrtheit macht sich unter den Jungs breit. Und einer spricht das aus, was alle denken.
„Warum werden wir nicht von der gleichen Jury bewertet wie die anderen? Sondern von euch?“ fragt ein Junge mit hellbraunen Haaren. Seine durchdringenden braunen Augen mustern uns kritisch.
Stimmen werden laut.
„Ruhe“, sagt Mia neben mir energisch und sofort wird es wieder still.
>Und schon ist die Süße in ihrer Stimme weg.<
„Wie ist dein Name, wenn ich fragen darf?“, sage ich eben laut und alle richten ihren Blick auf den Braunhaarigen. Dieser wird augenblicklich rot und wirkt stark verunsichert, wegen der Aufmerksamkeit, die ihm zu Teil wird.
„Ähm, mein Name ist Jonas Smith“, sagt er nun mit leiser Stimme.
Ich hab schon ein bisschen Mitleid mit ihm und meine Stimme wird auch etwas sanfter, doch immer noch streng.
>Wenn er Erfolg haben will, sollte er schon Selbstbewusstsein haben.<
„Ok, Jonas. Wenn du nicht damit einverstanden bist, das wir dich bewerten, kannst du gerne gehen.“ Und damit zeige ich zur Tür.
„Nein, ich werde nicht gehen!“, sagt dieser Jonas mit mehr Selbstvertrauen.
>Gut.< Ich lächle in mich rein. >Der hat ja doch etwas Mut.<
Nach außen hin ist meine Miene immer noch streng.
„Ok, noch einmal für alle. Keine Angst, ihr habt die gleichen Chancen wie die anderen, denn wir beide werden euch noch strenger bewerten als die andere Jury, und wenn es doch welche schaffen, uns zu überzeugen, werden diese dann zu den anderen, die es ebenfalls in die zweite Runde geschafft haben, dazu stoßen.“
>So, ich denke jetzt nehmen sie uns ernst.<
Alle stöhnen auf.
Damit setze ich ein selbstsicheres Lächeln auf, was die Stimmung ein bisschen auflösen soll.
„So, wer möchte anfangen?“ frage ich in die Runde.
„Kommt einfach mit eurem Anmeldungsformular nach vorn.“, informiert Mia die Jungs.
„Dann singt ihr uns einfach ein Stück aus dem Lied eurer Wahl vor“, setze ich noch nach.
Schweigen.
Keiner will der Erste sein.
Mia und ich seufzen.
Doch dann steht plötzlich Jonas Smith auf. Er kommt, den Blick auf den Boden gerichtet, mit einem Blatt Papier in der Hand auf uns zu. Das Blatt knallt er uns auf den Tisch, geht dann zwei Schritte zurück, bleibt stehen und dreht sich um.
Ich nehme das Blatt in die Hand und sehe mir die Angaben ein bisschen genauer an. Währenddessen richtet Mia sich an Jonas. „Ok, welches Musikstück willst du vortragen?“
Ich sehe vom Blatt auf.
Jonas Smith hat einen beeindruckenden Körper. Das muss ich zugeben. Er hat breite Schultern, die von einem einfachen schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „I WIN“ überspannt werden. An seinen Armen kann ich deutlich die starken Muskelstränge erkennen. Seine ebenfalls muskulösen Beine stecken in langen, dunklen Jeans. Jetzt verschränkt er die Arme vor der Brust, was ein wenig trotzig aussieht. Unwillkürlich muss ich schmunzeln.
„Und brauchst du eine musikalische Begleitung?“, frage ich schnell noch dazu.
Jonas zögert kurz: „Ähm, einen musikalische Begleitung wäre nicht schlecht und ich möchte ein Stück von Sky and Hell singen.“
„Willst du oder soll ich?“, fragt Mia an mich gewandt. Ich gebe ihr als Antwort ein Nicken und stehe auf.
Ich gehe zu dem Flügel, der ebenfalls im Raum steht, setzte mich daran und nicke Mia zu.
„Du kannst anfangen.“, sagt sie zu Jonas.
Jonas fängt an zu singen und ich erkenne das Lied sofort. Sicher spiele ich die Melodie ohne Fehler mit.
Er kann ziemlich gut singen. Ich kann gar nicht glauben, dass er echt eine so gute Stimme hat und dann auch noch das Aussehen.
Sie klingt perfekt, für einen Anfänger.
>Seine Stimme klingt etwas ungeschliffen, geht aber direkt in den Kopf.
Er hat den Text gut drauf und trifft viele Töne.<
Das findet scheinbar auch Mia, wie sie mir mit einem erstaunten Blick zeigt, mit dem sie ihn beobachtet. Wieder mal haben wir wohl das gleiche im Sinn.
Nach einer Strophe höre ich auf zu spielen und auch er verstummt.
„Okay, danke schön. Du kannst jetzt raus in die Halle gehen, wir geben bekannt, wer weiter gekommen ist, wenn alle vorgesungen haben.“, sagt Miako zu ihm.
Er bedankt sich und geht.
So ging es weiter bis wir uns alle 97 Teilnehmer angehört hatten.
Nun sind wir alleine im Raum. Vor uns liegen 97 Blätter und wir müssen entscheiden, wen wir in die zweite Runde schicken wollen. Keine leichte Aufgabe und auch die, die ich am wenigsten mag.
„Also ich fand den Vorlauten gut“, meint Mia und zeigte auf das Blatt mit dem Bild des braunhaarigen Jonas Smith.
„Ja, der war gut“, bestätige ich. „Aber die fand ich auch noch gut.“
Wir brauchen fast eine Stunde, um unsere Favoriten herauszufiltern.
Zum Schluss haben wir uns für 5 Leute entschieden.
Ich hole mein Handy raus und rufe Kay an.
„Hi Kay, kannst du bitte unseren Teilnehmern sagen, sie sollen wieder in den Raum kommen, wir haben uns entschieden.“
„Geht in Ordnung, Miss Grew.“
Ich lege auf und packe mein Handy wieder weg.
Kurze Zeit später sind alle, jetzt noch nervöseren, Teilnehmer wieder im Raum versammelt.
Mia und ich stehen hinter dem Tisch und warten, bis es etwas ruhiger im Raum geworden ist.
„Also wir haben uns für genau fünf Leute entschieden, “-eröffne ich die Entscheidung- „die in die zweite Runde gekommen sind.“, beendet Mia meinen Satz.
Damit geht das Geflüster im Raum los. Ich höre einzelne Satzfetzen, wie `So wenig? ` oder `Mist`, heraus.
„Wir werden nun abwechselnd die Namen vorlesen“, fährt Mia unbeirrt fort und nickt mir zu. Ich nicke zurück und sehe auf das Blatt, in meiner Hand, auf dem die Namen stehen.
„Der erste Name ist Jonas Smith.“
Ich sehe vom Blatt auf und in dem Augenblick macht Jonas gerade ein Luftsprung und stößt einen Freudenruf aus. Ich muss einfach lächeln. Der Kerl hat einfach etwas an sich, das einen dazu bringt, ihn zu mögen.
Mia nimmt mir den Zettel aus der Hand.
Wir lesen nacheinander die Namen vor. Nachdem wir fertig sind wollen alle aus dem Raum gehen. Viele sind enttäuscht, wütend oder deprimiert.
Sie tun mir schon irgendwie leid.
>Huch, fast hätte ich es vergessen.<
„Ähm, die fünf Ausgewählten bleiben bitte noch hier.“
Als nur noch wir 7 im Raum sind, sagt Mia mit einem Lächeln: „Herzlichen Glückwunsch, ihr habt uns überzeugt und seit in der nächsten Runde. Ihr werdet, soweit ich weiß, mit den anderen der zweiten Runde hier im Gebäude untergebracht werden.“
„Genau. Dazu brauchen wir die Einverständniserklärung eurer Eltern.“, setze ich dazu, „Wir erwarten euch um 18.00 Uhr wieder in der Eingangshalle, also solltet ihr bis dahin die Erklärung und eure Sachen haben. Alles Weitere steht auf dem Zettel, den ihr am Empfang abholen sollt. Den Rest werdet ihr um 18.00 Uhr erfahren.“
Die fünf Jungs bedanken sich und verlassen dann den Raum.
„So, das hätten wir geschafft.“
„Ja, da waren aber auch schreckliche Typen dabei.“
Ich lache und muss daran denken, wie sich einige ziemlich zum Affen gemacht haben.
Wir verlassen den Raum, das Casting der anderen Gruppe läuft noch.
>Jetzt hab ich Freizeit.< jubel ich innerlich.
Die letzte Woche war mehr als stressig, da ich ja neben der Schule die ganze Ankündigung und Verlauf des Castings planen musste.
„Hast du Lust auf einen Kaffee? Wir haben ja noch Zeit“, frage ich und gehe schon in Richtung der Fahrstühle.
„Klar.“ Mia folgt mir und hakt sich bei mir ein. Die Kantine liegt im zweiten Stock. Dort holen wir uns jeweils eine Tasse und setzen uns an einen Tisch am Fenster.
Heute ist wieder fantastisches Wetter.
>Die Sonne scheint und keine Wolke ist zu sehen. So sollte es im Sommer immer sein.<
„Weißt du, wie ich mich vorhin beeilt habe, zu kommen? Ich war gerade hier und wollte eigentlich eine Pause machen. Ich hatte heute doch schon Aufnahmen für das neue Musikvideo.“
Lächelnd falte ich die Hände vor der Brust. „Tut mir leid. Die Idee ist mir aber auch erst gekommen, als ich mitbekommen habe, dass so viele Teilnehmer gekommen sind. Und ich wusste mir nicht anders zu helfen, denn ich wollte die Jungs auch nicht allein bewerten, ich fand das wäre irgendwie unfair. Außerdem weißt du ja auch so gut wie alles über das Projekt“
„Naja, okay war ja auch lustig, aber jetzt mal nichts mehr zur Arbeit, wir sehen uns eh viel zu selten. Also wie läuft es mit Liebe so bei dir, Via?“
Neugierig schaut mich Mia mit grünen Augen an.
„Wie soll es schon laufen? Schlecht natürlich.“, seufze ich.
„Also geht’s dir genauso wie mir.“
„Scheinbar. Aber finde auch mal einen Typen, der nicht nur an sich und seine Karriere denkt.“
Solche Themen deprimieren mich immer ein wenig. Aber Mia lässt sich, im Gegensatz zu mir, nicht die Laune verderben. Fröhlich plaudert sie weiter. „Du hast es aber auch gut. Du leitest ein Projekt, wo sicher viele sexy Typen mitmachen. Ich glaube ich werde oft vorbei schauen.“, schwärmt sie.
„Ja, darauf freu ich mich schon: lauter halbstarke Männer, die nach meiner Pfeife tanzen müssen“, kichere ich.
Von da an gibt es nur ein Thema: Jungs!
Bis mein Handy klingelt.
„Hallo?“, frage ich immer noch leicht kichernd.
„Hallo Kasavia“-es ist mein Dad-„wir sind mit dem Casting fertig. Wo bist du?“
„Wir sitzen in der Kantine. Im zweiten Stock.“
„Was heißt ‚Wir‘?“
„Miako und ich! Sie hat mir beim casten geholfen.“
„Okay, wir kommen zu euch. Bis dann.“ Damit legt mein Dad auf.
„Der Chef und `SAH` sind auch mit dem Casting fertig und kommen zu uns hoch.“, informiere ich Mia, während ich mein Handy wegpacke.
>SAH ist übrigens die Abkürzung von `Sky and Hell`.<
Mia nickt mir zu, schnappt sich meine und ihre Tasse und geht sie auffüllen.
Nicht einmal zwei Minuten vergehen, da betritt mein Dad die Kantine.
Er kommt auf mich zu und setzt sich seufzend neben mich.
>Wo ist SAH?<
„Hi, sind Sven und Harry nicht bei dir?“, frage ich ihn.
„Nein. Es ging ein bisschen länger als geplant und sie mussten zu einem wichtigen Termin.“
In dem Moment kommt Mia mit zwei Tassen zurück, stellt sie ab und setzt sich wieder mir gegenüber.
Sie wendet sich an meinen Vater: „Hallo, Chef. Wie war Ihr Casting?“
„Es war“, dabei macht er eine Pause um sich ein gutes Wort zu überlegen. “ermüdend, würde ich sagen. Es waren 467 Kandidaten und nicht einmal die Hälfte davon konnte im Ansatz singen. Einer ist sogar heulend raus gerannt.“
Wir beide kichern.
„Das klingt ja fabelhaft“, ziehe ich ihn auf, „Wie viel sind denn in die zweite Runde gekommen?“
„34 haben wir weiter gelassen, wo wir dachten, aus denen kann noch etwas werden.“
„Das sind trotzdem noch ziemlich viele“, grübelt Mia.
Ich bin ganz ihrer Meinung. „Stimmt, mit unseren sind das 39 in der zweiten Runde.“
Mein Dad sieht bei dieser Angabe erstaunt aus. „ Ihr habt nur 5 Leute weitergelassen? Von wie viel Bewerbern?“
„Ja, genau. Von 97“, antworte ich.
„Das sind wenig. Aber so erreichen wir die Zahl, die wir erreichen wollten.“, meint Dad.
„Es gab eine Maximale Anzahl?“, fragt Mia.
„Ja, wir haben Betten für genau vierzig Leute vorbereitet. Wenn es mehr geworden wären, hätten wir noch von irgendwo welche her nehmen müssen. Oder welche hätten bei Kasavia übernachtet.“
„Warum gerade bei mir? Sollen die bei uns zu Hause schlafen?“
„Hab ich dir das noch nicht gesagt?“, grübelt er, „Du schläfst doch ebenfalls hier im Haus, auf der gleichen Etage wie die Jungs.“
„WAS?“, schreie ich fast. „ Ich soll hier auch schlafen? Mit 40 Typen?“
„Es sind 39, Kasavia, und ja ich möchte, dass du hier schläfst, da hast du die Bewerber immer im Blick. Du kannst sie kennen lernen und zur Not ist doch immer jemand da.“
Damit versucht mich mein Dad zu beruhigen. Was aber nicht funktioniert. Ich bin stinksauer.
>Was denkt er sich, das ohne mich zu entscheiden?<
„Mir passt das auch nicht, dass mein kleines Mädchen auswärts schläft, besonders mit so vielen Jungen in der Nähe, aber meine Berater sind der Meinung, dass es eine gute Idee ist.“
„Ahh, deine Berater sind der Meinung? Tust du alles, was deine Berater sagen? Hier geht es nicht um irgendwen, sondern um deine Tochter.“
Fast alle aus der Kantine schauen erstaunt zu uns rüber, denn meine Stimme wird mit jedem Wort lauter und schriller.
Mia, die die ganze Zeit still war, schaltet sich auch ein.
„Beruhige dich ein bisschen, Via. Ich werde auch oft im Haus übernachten und jeden Tag bei dir vorbei schauen. Außerdem hast du doch auch Schule, also bist du nicht die ganze Zeit mit den Jungs zusammen. Sieh es wie ein Ferienlager und“, dabei senkt sie ihre Stimme, „denke daran, dass vielleicht unter den ganzen Typen dein `Romeo` sein könnte.“
Ein gutes Argument, muss ich schon zugeben.
>Na gut, ich sehe es als Chance und vielleicht kann es ja auch lustig werden.<
Ich atme tief durch und richte meinen Blick auf Dad.
„Okay, ich werde dort schlafen, aber nur wenn du mich dafür bezahlst.“ Dabei grinse ich ihn schelmisch an.
„Du willst bezahlt werden?“ Mein Vater ist leicht verwirrt von meiner Aussage und geschockt zugleich. Das sehe ich an seinem Gesichtsausdruck. Man sieht ihm immer nicht so viel an, da er schwer aus der Fassung zu bringen ist. Doch da ich ihn mit am besten kenne, sehe ich ihm jede Emotion an.
„Ja, genau, ich möchte eine Erhöhung meines Taschengeldes.“
Ich lächel ihn mit einer solchen Überlegenheit an, dass ich im Augenwinkel sehe, wie Mia sich krampfhaft das Lachen verkneifen muss.
„Na gut, wie du möchtest. Aber jetzt fahr nach Hause und packe deine Sachen. Du musst ebenfalls um 18 Uhr wieder in der Hotelhalle sein.
Ihr schlaft im 29. Stock. Ich werde dort warten.“
„Okay habe ich verstanden.“, sage ich und salutiere. Dad lächelt mich an und schaut dann auf seine Uhr. Seine Miene verändert sich schlagartig.
„Ich muss los, ihr beiden. Ich hab einen Termin.“ Er beugt sich zu mir rüber und haucht ein Kuss auf meine Wange.
„Bis dann, Chef“, ruft ihm Mia hinter her.
>Und weg ist er.<
„So, dann mach ich auch mal los, Mia. Was machst du heute noch so?“
„Ach, ich hab in einer Stunde noch ein Fotoshooting.“
„Oh viel Spaß. Beim nächsten Mal komme ich mit.“ Ich lächel sie an und trinke den Rest meines Kaffees in einem Zug aus.
„Das hoffe ich doch. Und dir auch viel Spaß mit deinen Schützlingen.“, witzelt sie und erwidert mein Lächeln. Ich stehe auf und werfe ihr zum Abschied noch einen Handkuss zu.
„Den werd ich haben. Tschüss.“ Ich gehe und höre hinter mir noch, wie Mia Tschüss ruft. Ich hebe die Hand zum Gruß, ohne mich umzudrehen. Dann laufe ich aus der Kantine und zu den Fahrstühlen.
Montag, 16. Mai 2011
Kapitel 1
Wieder mal ein langweiliger Tag.
30 Grad, die Sonne scheint und ich sitze wieder mal allein in einem Café. Vor mir steht ein Eiskaffee und um mich herum sitzen lauter Paare. Das Mädchen, das am Nebentisch sitzt, kichert, weil ihr schmieriger Freund mal wieder einen Witz gerissen hat, der keines Wegs lustig ist.
Einfach Ätzend!
„Hallo, Süße.“
>Bin ich das, die da angesprochen wird?<
Ich wende meinen Blick von dem Paar neben mir ab und richte ihn auf die Person, die vor meinem Tisch steht und mich angesprochen hat.
Vor mir steht ein Typ mit Lederjacke, ausgebleichten Jeans, die an den Knien schon zerrissen ist, und hässlichen leuchtenden grünen Schuhen. Er grinst mich an und zeigt dabei eine Zahnlücke, die zwischen seinen Lippen hervor blitzt. Wahrscheinlich ist er einer, der sich oft und gerne prügelt.
Einfach Ätzend!
„Hallo“, sage ich betont gelangweilt. Auf so einen habe ich erst recht keinen Bock.
>Wo sind eigentlich die Traumprinzen, die ich immer in Filmen sehe? Kann nicht einer von ihnen mal mir begegnen? Oder wenigstens diesen Affen hier auf den Mond schießen?<
„ Kann ich mich setzen?“
Doch ehe ich überhaupt antworten kann sitzt er mir schon gegenüber.
Jetzt kann ich ihn genauer mustern. Man kann ihn fast als attraktiv bezeichnen, wenn da nicht dieser angeberische Ausdruck in seinen Augen wäre, mal ganz abgesehen von seinen schmierigen, hinter gegelten Haaren, die sagen sollen „Schaut her ich bin ein Gangster“. Solche Typen kenne ich genug.
Ich seufzte nochmal resigniert. „Kennen wir uns?“
„Nö“
„Aja, und warum zum Teufel, nennst du mich dann „Süße“?
Ich ziehe jedes Wort in die Länge und versuche einen möglichst gefährlichen Ton darin zu legen.
Mit wenig Erfolg.
>Entweder ignoriert er das oder er ist noch dümmer als ich dachte. So einen wie den, kann ich einfach nicht ausstehen.<
„Weil ich dich kenne, du bist doch Kasavia Grew, hab ich recht?“
Mit diesem Satz, wird sein Grinsen breiter und meine Laune noch schlechter, als sie bis jetzt war.
„Du bist die Tochter, des Chefs von der Grew-Agentur.“
Die Grew-Agentur, mein schlimmster Albtraum und gleichzeitig größer Segen. Diese Agentur gehört, wie der Idiot schon sagte, meinem Vater. Dort werden immer neue und begabte Künstler gesucht. Und mein Vater hatte auch schon Erfolg. Denn ‚Sky and Hell‚, die erfolgreichste Band im Land, sind bei ihm unter Vertrag. Damit wurde, die Agentur überall bekannt.
Aber wenn mich keiner erkennt, bin ich gerne die Tochter vom Chef. Ich helfe sogar manchmal aus. Es macht mir Spaß, solang nicht ein Typ wie der kommt.
„Ja, bin ich. Und was willst du von mir, wenn ich fragen darf?“, fahre ich ihn an.
Eigentlich kann ich es mir schon denken, aber wenn der Typ sich so gerne Reden hört, soll er doch.
„He, he, nu mal ruhig, Süße. Ich wollt dir bloß sagen, das du dir den Namen Ludwig Rock“-damit zeigt er mit dem Daumen auf sich- „merken sollst.“
>Sollte mich die Geste gerade beeindrucken?<
„Aja, und warum sollt e ich mir diesen Namen merken wollen?“
„Ganz einfach, weil ich der nächste Star werde und wenn du ganz nett zu mir bist, unterschreibe ich vielleicht bei der Agentur deines Dadi`s, Süße.“
Scheinbar fühlt er sich extrem cool, denn er spricht mit solcher Überlegenheit in der Stimme, dass er daran ersticken müsste.
>Aber ich kann ja einfach mal mitspielen.<
„Ja? Was habe ich doch für ein Glück, das du gerade gekommen bist.“ Meine Stimme trieft vor Sanftheit und Naivität, wie man es oft von kleinen Mädchen hört.
Dabei lehne ich mich über den Tisch, zu ihm rüber und sehe ihm tief in die Augen. Ich bemerke genau wie er schluckt und sich dabei sein Adamsapfel hektisch hebt und wieder senkt.
Mit der linken Hand greife ich zu meinem Glas.
„Damit ich eine Verwendung für „Das“ habe“, sage ich und gieße diesem Ludwig Rock den gesamten restlichen Inhalt meines Eiskaffees über den Kopf.
Das Grinsen von eben hat sich in eine erschreckte Grimasse verwandelt.
Ruckartig stehe ich auf und schnappe mir meine Tasche.
„So etwas wie dich kenne ich genau und ich hasse es. Bloß, weil ich die Tochter des Agenturchefs bin, denkst du, wenn du dich bei mir einschmeichelst, kannst du in die Musikwelt einsteigen. Tja, das war wohl nichts, denn mich kann man nichts so einfach austricksen.“
Damit drehe ich mich um und verschwinde mit riesigen Schritten vom Café weg.
Hinter mir höre ich noch, wie der Typ mir noch so etwas wie „Schlampe“ hinterher ruft.
Nochmal kurz drehe ich mich um, um zu schauen, ob er mir hinterher kommt.
Ich sehe wie er versucht aus dem Café zu kommen, doch ein Kellner hält ihn am Arm fest und weist ihn an, dass er den Eiskaffee doch bitte bezahlen soll. Schnell drehe ich mich wieder um.
>Nur schnell weg.<
Nun muss ich anfangen zu lachen und halte mir die Hände vor den Mund, um es zu ersticken.
>Hach jetzt ist meine Laune schon besser; so einen arroganten Typen fertig zu machen, ist das Beste gegen schlechte Laune.<
Genau in dem Moment klingelt mein Handy. Schnell ziehe ich das kleine rote Ding aus meiner Handtasche.
Ich klappe es auf und sehe auf dem Display in Großbuchstaben den Namen `DAD` stehen.
„Hi, Dad“, melde ich mich fröhlich.
„Hallo, Kasavia. Ich habe eine neue Idee für ein Casting und ich möchte dich als Leiterin. Kommst du bitte sofort in die Agentur?“
Mein Dad ist nicht unbedingt Herr großer Worte. Er ist fest der Meinung, dass man immer schnell sagen sollte was Sache ist.
Deswegen bin ich solche wilden und abenteuerlichen Äußerungen schon gewohnt.
„Ein neues Casting? Klar, kann ich machen, ich bin gleich da.“
„Ok, bis dann. Ich warte im Konferenz-Raum. Beeile dich, ich habe nicht viel Zeit, um 17.00 Uhr ist noch ein Termin.“
„Ok, tschüss Dad.“ Damit klappe ich mein Handy zu und lasse es wieder in meiner Tasche verschwinden.
>Das wird wohl nichts mit dem Shoppen. Mein Dad kommt auch immer auf Ideen.< Lächelnd schüttele ich den Kopf.
Ich gehe rasch zum Straßenrand und pfeife kurz. Schon kommt ein Taxi angefahren und hält mit einer Vollbremsung, genau vor mir.
Ich öffne die hintere Tür und steige ein.
„Zur Grew-Agentur und beeilen sie sich, bitte.“, sage ich ohne aufzusehen und während ich mich anschnalle.
Als ich aufschaue, bemerke ich wie der Taxifahrer mich durch den Rückspiegel ansieht. Es ist ein junger Mann etwa 22-25 Jahre, schätze ich.
„Stimmt etwas nicht?“, frage ich leicht irritiert, denn sein Blick macht mich nervös.
„Nein, nichts, Miss. Ich habe bloß bemerkt, dass sie sehr hübsch sind.“, sagt er mit einem deutlichen Akzent und fährt los. Sofort entspannt sich mein Körper und ich lehne mich im Sitz zurück.
Ich werfe ihm noch ein Lächeln zu und bedanke mich höflich. Damit ist für mich das Gespräch zu Ende und ich richte meine Aufmerksamkeit aus dem Fenster und verfolge den Straßenverkehr lustlos.
Kurze Zeit später, hält das Taxi vor einem großen Gebäude.
Ich gebe dem Fahrer das Fahrgeld, dann steige ich aus.
Nun stehe ich vor der großen Glastür eines schicken Hochhauses. Die Fassaden sind in einem einfachen Grau gestrichen. Nur gelegentliche bunte Zeichnungen weisen auf eine Künstler-Agentur hin.
Ich betrete das Hochhaus zügig und finde mich in einer luxuriösen Vorhalle wieder.
Rechts vom Eingang hängt ein großes Plakat von Sven und Harry. Die beiden sind die Sänger von Sky and Hell. Auf dem Plakat stehen beide Rücken an Rücken und zielen mit einer Pistole auf den Betrachter. Sie umgibt ein heller Lichtgranz, der die beiden ein wenig himmlisch aussehen lässt.
Auf der linken Seite, hängt ein Bild von einem Mädchen. Sie ist in meinem Alter und lächelt ihren Betrachter mit einem süßen Lächeln an. Sie hat hell-braune Haare und leuchtende grüne Augen. Auf dem Plakat steht in lila Buchstaben der Name des Mädchens: „Miako Taylor“.
Miako war eine Entdeckung von mir. Ich hatte sie auf der Straße, vor 3 Jahren, entdeckt. Da waren wir beide 13 Jahre alt. Mittlerweile sind wir die besten Freundinnen.
Sie ist eine tolle Sängerin und besonders bei den männlichen Hörern beliebt, außerdem, nach `Sky and Hell`, die Nummer 2 der Agentur.
Ich wende mit von ihrem Plakat ab und laufe weiter durch die Halle, vorbei an einigen Ledersofas auf denen Männer mit Anzügen sitzen und wild auf Laptops herum tippen oder Zeitung lesen, auf die große Rezeption zu.
„Hi Kimberly“, sage ich zu der Empfangsdame, die ihren Blick starr auf den Bildschirm ihres Computers gerichtet hat. Jetzt schaut sie auf und lächelt mir zu.
„Guten Tag, Miss Grew.“
Doch ehe ich das Lächeln erwidern kann, hat Kimberly ihren Blick schon wieder auf dem Bildschirm kleben. Also laufe ich an ihr vorbei und setze meinen Weg fort, zu den Fahrstühlen im hinteren Teil der Halle.
Ich habe Glück, denn es kommt sofort einer und ich steige ein. Das Büro meines Vaters liegt im 7. Stock. Dort steige ich aus, biege um eine Ecke und stehe vor einer großen braunen Doppeltür.
Nachdem ich geklopft habe, warte ich nicht erst, ob mich jemand herein bittet, sondern trete einfach ein.
An einem großen rechteckigen Tisch sitzen diesmal nicht nur mein Vater, sondern auch ein paar Leute, die ich schon oft in der Agentur gesehen habe.
„Hallo Kasavia, da bist du ja.“, sagt mein Dad zur Begrüßung und nickt mir zu. „Ich hab schon auf dich gewartet, diese Leute“-und damit zeigt er in die Runde-„
helfen mir dabei das Casting zu planen.“
Es sind 5 Personen, die mein Vater meint.
Neben einem jungen Herren im Anzug, ist noch ein Platz frei. Also setze ich mich neben ihn und sehe zu meinem Vater.
„Um was für ein Casting handelt es sich nun eigentlich genau? Du hast am Telefon nicht gerade viel erzählt, Chef.“
Ich nenne ihn in der Agentur immer `Chef`. Weiß gar nicht so recht, warum. Wahrscheinlich aus Respekt.
„Genau richtig. Ich wollte gerade noch einmal alles erläutern. Unsere Agentur möchte eine neue Band gründen. Diese soll den Namen ‚Revolution‚ tragen. Die Mitgliederzahl steht noch nicht fest, aber das werden wir im Laufe des Castings entscheiden. Weiterhin soll es in der ersten Runde zu einem offenen Casting kommen. Das heißt es gibt keine Einschränkungen was die Teilnehmerzahl angeht.“
„Wirklich alle können teilnehmen?“, schalte ich mich ein.
Der Mann neben mir beantwortet meine Frage sofort: „Wenn es sich um eine männliche Person zwischen 16 und 19 handelt, ja.“
Bevor ich etwas sagen kann, redet mein Vater weiter.
„Genau, das wollt ich noch sagen, die Band ‚Revolution‚ soll nur aus jungen Männern bestehen.“
„Aber wird es dann nicht einen großen Konkurenzkampf zwischen ‚Sky and Hell‚ und ‚Revolution‚ geben?“
Diesmal antwortet nicht der Herr neben mir sondern die Frau, die mir gegenüber sitzt. Dabei lächelt sie mich an. „Nein, wir sehen es eher als einen Ansporn für beide Bands und nicht als Kampf. Sie sollen sich gegenseitig fördern und außerdem wollen wir, dass ‚Sky and Hell‚ bei diesem Projekt mitwirken.“
Sie redet, als wäre das alles total logisch und als wäre ich bloß einen dummes kleines Mädchen, dass das bloß noch nicht kapiert hat. Ich versuche sie einfach zu ignorieren und wende mich meinem Vater zu.
„Ach so, und ich soll die Leitung übernehmen? Ich darf also alle Casting-Runden mit planen?“
„Selbstverständlich, Kasavia.“, beantwortet mir mein Vater. „Du kannst zu jedem Anliegen deine Meinung äußern und ich vertraue darauf, dass du auch diese Aufgabe gewissenhaft erfüllst.“
Überrascht weiten sich meine Augen.
>So viel Vertrauen setzt er in mich? Dass ich ein ganzes Casting leiten kann? Ich dachte nur eine bestimmte Aufgabe. Aber alles….WOW!<
Mein Dad scheint meine Überraschung zu spüren. „Ich traue dir das deswegen zu, weil du schon bei Miako und Sky and Hell viel bewirkt hast.“
Damit zeige ich allen ein strahlendes, stolzes, aber auch ein wenig verlegenes, Lächeln. „Dankeschön. Dann hab ich schon eine Idee für die erste Runde.“
Abonnieren
Posts (Atom)