Wieder mal ein langweiliger Tag.
30 Grad, die Sonne scheint und ich sitze wieder mal allein in einem Café. Vor mir steht ein Eiskaffee und um mich herum sitzen lauter Paare. Das Mädchen, das am Nebentisch sitzt, kichert, weil ihr schmieriger Freund mal wieder einen Witz gerissen hat, der keines Wegs lustig ist.
Einfach Ätzend!
„Hallo, Süße.“
>Bin ich das, die da angesprochen wird?<
Ich wende meinen Blick von dem Paar neben mir ab und richte ihn auf die Person, die vor meinem Tisch steht und mich angesprochen hat.
Vor mir steht ein Typ mit Lederjacke, ausgebleichten Jeans, die an den Knien schon zerrissen ist, und hässlichen leuchtenden grünen Schuhen. Er grinst mich an und zeigt dabei eine Zahnlücke, die zwischen seinen Lippen hervor blitzt. Wahrscheinlich ist er einer, der sich oft und gerne prügelt.
Einfach Ätzend!
„Hallo“, sage ich betont gelangweilt. Auf so einen habe ich erst recht keinen Bock.
>Wo sind eigentlich die Traumprinzen, die ich immer in Filmen sehe? Kann nicht einer von ihnen mal mir begegnen? Oder wenigstens diesen Affen hier auf den Mond schießen?<
„ Kann ich mich setzen?“
Doch ehe ich überhaupt antworten kann sitzt er mir schon gegenüber.
Jetzt kann ich ihn genauer mustern. Man kann ihn fast als attraktiv bezeichnen, wenn da nicht dieser angeberische Ausdruck in seinen Augen wäre, mal ganz abgesehen von seinen schmierigen, hinter gegelten Haaren, die sagen sollen „Schaut her ich bin ein Gangster“. Solche Typen kenne ich genug.
Ich seufzte nochmal resigniert. „Kennen wir uns?“
„Nö“
„Aja, und warum zum Teufel, nennst du mich dann „Süße“?
Ich ziehe jedes Wort in die Länge und versuche einen möglichst gefährlichen Ton darin zu legen.
Mit wenig Erfolg.
>Entweder ignoriert er das oder er ist noch dümmer als ich dachte. So einen wie den, kann ich einfach nicht ausstehen.<
„Weil ich dich kenne, du bist doch Kasavia Grew, hab ich recht?“
Mit diesem Satz, wird sein Grinsen breiter und meine Laune noch schlechter, als sie bis jetzt war.
„Du bist die Tochter, des Chefs von der Grew-Agentur.“
Die Grew-Agentur, mein schlimmster Albtraum und gleichzeitig größer Segen. Diese Agentur gehört, wie der Idiot schon sagte, meinem Vater. Dort werden immer neue und begabte Künstler gesucht. Und mein Vater hatte auch schon Erfolg. Denn ‚Sky and Hell‚, die erfolgreichste Band im Land, sind bei ihm unter Vertrag. Damit wurde, die Agentur überall bekannt.
Aber wenn mich keiner erkennt, bin ich gerne die Tochter vom Chef. Ich helfe sogar manchmal aus. Es macht mir Spaß, solang nicht ein Typ wie der kommt.
„Ja, bin ich. Und was willst du von mir, wenn ich fragen darf?“, fahre ich ihn an.
Eigentlich kann ich es mir schon denken, aber wenn der Typ sich so gerne Reden hört, soll er doch.
„He, he, nu mal ruhig, Süße. Ich wollt dir bloß sagen, das du dir den Namen Ludwig Rock“-damit zeigt er mit dem Daumen auf sich- „merken sollst.“
>Sollte mich die Geste gerade beeindrucken?<
„Aja, und warum sollt e ich mir diesen Namen merken wollen?“
„Ganz einfach, weil ich der nächste Star werde und wenn du ganz nett zu mir bist, unterschreibe ich vielleicht bei der Agentur deines Dadi`s, Süße.“
Scheinbar fühlt er sich extrem cool, denn er spricht mit solcher Überlegenheit in der Stimme, dass er daran ersticken müsste.
>Aber ich kann ja einfach mal mitspielen.<
„Ja? Was habe ich doch für ein Glück, das du gerade gekommen bist.“ Meine Stimme trieft vor Sanftheit und Naivität, wie man es oft von kleinen Mädchen hört.
Dabei lehne ich mich über den Tisch, zu ihm rüber und sehe ihm tief in die Augen. Ich bemerke genau wie er schluckt und sich dabei sein Adamsapfel hektisch hebt und wieder senkt.
Mit der linken Hand greife ich zu meinem Glas.
„Damit ich eine Verwendung für „Das“ habe“, sage ich und gieße diesem Ludwig Rock den gesamten restlichen Inhalt meines Eiskaffees über den Kopf.
Das Grinsen von eben hat sich in eine erschreckte Grimasse verwandelt.
Ruckartig stehe ich auf und schnappe mir meine Tasche.
„So etwas wie dich kenne ich genau und ich hasse es. Bloß, weil ich die Tochter des Agenturchefs bin, denkst du, wenn du dich bei mir einschmeichelst, kannst du in die Musikwelt einsteigen. Tja, das war wohl nichts, denn mich kann man nichts so einfach austricksen.“
Damit drehe ich mich um und verschwinde mit riesigen Schritten vom Café weg.
Hinter mir höre ich noch, wie der Typ mir noch so etwas wie „Schlampe“ hinterher ruft.
Nochmal kurz drehe ich mich um, um zu schauen, ob er mir hinterher kommt.
Ich sehe wie er versucht aus dem Café zu kommen, doch ein Kellner hält ihn am Arm fest und weist ihn an, dass er den Eiskaffee doch bitte bezahlen soll. Schnell drehe ich mich wieder um.
>Nur schnell weg.<
Nun muss ich anfangen zu lachen und halte mir die Hände vor den Mund, um es zu ersticken.
>Hach jetzt ist meine Laune schon besser; so einen arroganten Typen fertig zu machen, ist das Beste gegen schlechte Laune.<
Genau in dem Moment klingelt mein Handy. Schnell ziehe ich das kleine rote Ding aus meiner Handtasche.
Ich klappe es auf und sehe auf dem Display in Großbuchstaben den Namen `DAD` stehen.
„Hi, Dad“, melde ich mich fröhlich.
„Hallo, Kasavia. Ich habe eine neue Idee für ein Casting und ich möchte dich als Leiterin. Kommst du bitte sofort in die Agentur?“
Mein Dad ist nicht unbedingt Herr großer Worte. Er ist fest der Meinung, dass man immer schnell sagen sollte was Sache ist.
Deswegen bin ich solche wilden und abenteuerlichen Äußerungen schon gewohnt.
„Ein neues Casting? Klar, kann ich machen, ich bin gleich da.“
„Ok, bis dann. Ich warte im Konferenz-Raum. Beeile dich, ich habe nicht viel Zeit, um 17.00 Uhr ist noch ein Termin.“
„Ok, tschüss Dad.“ Damit klappe ich mein Handy zu und lasse es wieder in meiner Tasche verschwinden.
>Das wird wohl nichts mit dem Shoppen. Mein Dad kommt auch immer auf Ideen.< Lächelnd schüttele ich den Kopf.
Ich gehe rasch zum Straßenrand und pfeife kurz. Schon kommt ein Taxi angefahren und hält mit einer Vollbremsung, genau vor mir.
Ich öffne die hintere Tür und steige ein.
„Zur Grew-Agentur und beeilen sie sich, bitte.“, sage ich ohne aufzusehen und während ich mich anschnalle.
Als ich aufschaue, bemerke ich wie der Taxifahrer mich durch den Rückspiegel ansieht. Es ist ein junger Mann etwa 22-25 Jahre, schätze ich.
„Stimmt etwas nicht?“, frage ich leicht irritiert, denn sein Blick macht mich nervös.
„Nein, nichts, Miss. Ich habe bloß bemerkt, dass sie sehr hübsch sind.“, sagt er mit einem deutlichen Akzent und fährt los. Sofort entspannt sich mein Körper und ich lehne mich im Sitz zurück.
Ich werfe ihm noch ein Lächeln zu und bedanke mich höflich. Damit ist für mich das Gespräch zu Ende und ich richte meine Aufmerksamkeit aus dem Fenster und verfolge den Straßenverkehr lustlos.
Kurze Zeit später, hält das Taxi vor einem großen Gebäude.
Ich gebe dem Fahrer das Fahrgeld, dann steige ich aus.
Nun stehe ich vor der großen Glastür eines schicken Hochhauses. Die Fassaden sind in einem einfachen Grau gestrichen. Nur gelegentliche bunte Zeichnungen weisen auf eine Künstler-Agentur hin.
Ich betrete das Hochhaus zügig und finde mich in einer luxuriösen Vorhalle wieder.
Rechts vom Eingang hängt ein großes Plakat von Sven und Harry. Die beiden sind die Sänger von Sky and Hell. Auf dem Plakat stehen beide Rücken an Rücken und zielen mit einer Pistole auf den Betrachter. Sie umgibt ein heller Lichtgranz, der die beiden ein wenig himmlisch aussehen lässt.
Auf der linken Seite, hängt ein Bild von einem Mädchen. Sie ist in meinem Alter und lächelt ihren Betrachter mit einem süßen Lächeln an. Sie hat hell-braune Haare und leuchtende grüne Augen. Auf dem Plakat steht in lila Buchstaben der Name des Mädchens: „Miako Taylor“.
Miako war eine Entdeckung von mir. Ich hatte sie auf der Straße, vor 3 Jahren, entdeckt. Da waren wir beide 13 Jahre alt. Mittlerweile sind wir die besten Freundinnen.
Sie ist eine tolle Sängerin und besonders bei den männlichen Hörern beliebt, außerdem, nach `Sky and Hell`, die Nummer 2 der Agentur.
Ich wende mit von ihrem Plakat ab und laufe weiter durch die Halle, vorbei an einigen Ledersofas auf denen Männer mit Anzügen sitzen und wild auf Laptops herum tippen oder Zeitung lesen, auf die große Rezeption zu.
„Hi Kimberly“, sage ich zu der Empfangsdame, die ihren Blick starr auf den Bildschirm ihres Computers gerichtet hat. Jetzt schaut sie auf und lächelt mir zu.
„Guten Tag, Miss Grew.“
Doch ehe ich das Lächeln erwidern kann, hat Kimberly ihren Blick schon wieder auf dem Bildschirm kleben. Also laufe ich an ihr vorbei und setze meinen Weg fort, zu den Fahrstühlen im hinteren Teil der Halle.
Ich habe Glück, denn es kommt sofort einer und ich steige ein. Das Büro meines Vaters liegt im 7. Stock. Dort steige ich aus, biege um eine Ecke und stehe vor einer großen braunen Doppeltür.
Nachdem ich geklopft habe, warte ich nicht erst, ob mich jemand herein bittet, sondern trete einfach ein.
An einem großen rechteckigen Tisch sitzen diesmal nicht nur mein Vater, sondern auch ein paar Leute, die ich schon oft in der Agentur gesehen habe.
„Hallo Kasavia, da bist du ja.“, sagt mein Dad zur Begrüßung und nickt mir zu. „Ich hab schon auf dich gewartet, diese Leute“-und damit zeigt er in die Runde-„
helfen mir dabei das Casting zu planen.“
Es sind 5 Personen, die mein Vater meint.
Neben einem jungen Herren im Anzug, ist noch ein Platz frei. Also setze ich mich neben ihn und sehe zu meinem Vater.
„Um was für ein Casting handelt es sich nun eigentlich genau? Du hast am Telefon nicht gerade viel erzählt, Chef.“
Ich nenne ihn in der Agentur immer `Chef`. Weiß gar nicht so recht, warum. Wahrscheinlich aus Respekt.
„Genau richtig. Ich wollte gerade noch einmal alles erläutern. Unsere Agentur möchte eine neue Band gründen. Diese soll den Namen ‚Revolution‚ tragen. Die Mitgliederzahl steht noch nicht fest, aber das werden wir im Laufe des Castings entscheiden. Weiterhin soll es in der ersten Runde zu einem offenen Casting kommen. Das heißt es gibt keine Einschränkungen was die Teilnehmerzahl angeht.“
„Wirklich alle können teilnehmen?“, schalte ich mich ein.
Der Mann neben mir beantwortet meine Frage sofort: „Wenn es sich um eine männliche Person zwischen 16 und 19 handelt, ja.“
Bevor ich etwas sagen kann, redet mein Vater weiter.
„Genau, das wollt ich noch sagen, die Band ‚Revolution‚ soll nur aus jungen Männern bestehen.“
„Aber wird es dann nicht einen großen Konkurenzkampf zwischen ‚Sky and Hell‚ und ‚Revolution‚ geben?“
Diesmal antwortet nicht der Herr neben mir sondern die Frau, die mir gegenüber sitzt. Dabei lächelt sie mich an. „Nein, wir sehen es eher als einen Ansporn für beide Bands und nicht als Kampf. Sie sollen sich gegenseitig fördern und außerdem wollen wir, dass ‚Sky and Hell‚ bei diesem Projekt mitwirken.“
Sie redet, als wäre das alles total logisch und als wäre ich bloß einen dummes kleines Mädchen, dass das bloß noch nicht kapiert hat. Ich versuche sie einfach zu ignorieren und wende mich meinem Vater zu.
„Ach so, und ich soll die Leitung übernehmen? Ich darf also alle Casting-Runden mit planen?“
„Selbstverständlich, Kasavia.“, beantwortet mir mein Vater. „Du kannst zu jedem Anliegen deine Meinung äußern und ich vertraue darauf, dass du auch diese Aufgabe gewissenhaft erfüllst.“
Überrascht weiten sich meine Augen.
>So viel Vertrauen setzt er in mich? Dass ich ein ganzes Casting leiten kann? Ich dachte nur eine bestimmte Aufgabe. Aber alles….WOW!<
Mein Dad scheint meine Überraschung zu spüren. „Ich traue dir das deswegen zu, weil du schon bei Miako und Sky and Hell viel bewirkt hast.“
Damit zeige ich allen ein strahlendes, stolzes, aber auch ein wenig verlegenes, Lächeln. „Dankeschön. Dann hab ich schon eine Idee für die erste Runde.“
oha maike O___O das ist ja super!! du wirst bestimmt mal schriftstellerin! ich hab auch schonmal versucht etwas zu schreiben aber das ist total blöd -.-'
AntwortenLöschenecht super! lg larissa